Masterplan zum Wiederaufbau der Synagoge am Bornplatz in Hamburg 
Wiederaufbau Synagoge, Gemeindeverwaltung, Café, Reformsynagoge für das liberale Judentum, Freianlagen 
4. Preis Realisierungswettbewerb 2025, in Kooperation mit dem Architekturbüro Paul Böhm
Ausloberin: Jüdische Gemeinde in Hamburg KdöR

Der zu rekonstruierende Sakralbau im Hamburger Grindelviertel, im Jahr 1906 eingeweiht, zählte zu den größten Synagogen Deutschlands. Die Bornplatzsynagoge war mehr als 30 Jahre religiöses, kulturelles und gesellschaftliches Zentrum der Jüdischen Gemeinde in Hamburg und prägte das Stadtbild durch ihren neoromanischen Stil und ihre freistehende Lage im Stadtraum. Die markante, rund 40 Meter hohe Kuppel des Baus war prägender Teil der Stadtsilhouette. Durch Zerstörung im Zuge des Novemberpogroms der Nationalsozialisten im Jahr 1938 ging ein zentraler Ort des jüdischen Lebens in Hamburg verloren.

In der Jüdischen Gemeinde in Hamburg und in der Stadt ist der breite Wunsch entstanden, die Synagoge wieder zu errichten. Dazu wurde im Jahr 2025 ein zweiphasiger Wettbewerb ausgelobt -  mit zunächst 25, dann 10 konkurrierenden Büros.

Der Entwurf von JSWD hat den Anspruch, die Geschichte des Ortes und die Spuren der Vergangenheit wieder erlebbar zu machen. Die Grundidee zu unserem Entwurf ist die Schaffung einer baulichen Struktur, welche die einzelnen Funktionsbereiche der Synagogengemeinde zu einem gemeinsamen durchgängigen Ensemble verbindet. Neben der Gleichberechtigung der einzelnen Elemente ist uns der öffentliche, durchgängige Charakter des Ensembles unter Berücksichtigung der sicherheitsrelevanten Aspekte besonders wichtig. 

Das städtebauliche Konzept bildet durch die Ausbildung von zwei freistehenden Baukörpern sowie dem Anbau an der Schule ein prägnantes Ensemble. Durch die Setzung der Baukörper mit der orthodoxen Synagoge an historischer Stelle entsteht eine Raumfolge mit unterschiedlichen Qualitäten. Mit der Aufweitung des Straßenraumes am Grindelhof öffnet sich das Gemeindezentrum zur Stadt. Zwischen den Baukörpern entsteht ein räumlich gefasster Platz. Der rückwärtige Bereich ist als grüner Garten zu einem Ruhepol konzipiert. Die Baukörper sind so zueinander ausgerichtet, dass sie ihre Eigenständigkeit behalten, die Übergänge aber ausreichend einengen um die Räume präzise zu definieren. Der Allende-Platz weitet sich zum Grindelhof auf. Es entsteht ein urbanes Raumkontinuum.

Die behutsame Rekonstruktion der historischen Synagoge trägt insbesondere außen den relevanten Aspekten der Erinnerungskultur Rechnung. Die unter Straßenniveau liegenden Fundamente und Relikte wie Fußböden etc. werden in den Erinnerungsraum integriert.

Die orthodoxe Synagoge betritt man durch den historischen Eingang. Der Hauptsynagogenraum befindet sich in der Ebene +1. Dieser Raum, der in den Seitenbereichen durch eine erhöhte Frauenempore ergänzt ist, erstreckt sich über das gesamte Volumen des Gebäudes. Im Erdgeschoss ist der Gemeindesaal mit Zugängen zum Außenraum angeordnet. Zusammen mit den großzügigen Foyers entsteht eine flexibel nutzbare Veranstaltungslandschaft. Im Gebäude am Allendeplatz ist als markanter Punkt die Reformsynagoge angeordnet. Darüber hinaus sind in diesem Bauteil das Jugendzentrum, die Verwaltung, die Bibliothek und die Wohnungen angeordnet. Der Mehrzweckraum im Erdgeschoss kann bei Veranstaltungen im Synagogengarten zugeschaltet werden. Der Annex an der Schule nimmt neben den Räumen für die Küche die Rabbi- und Gästewohnungen auf.

Es gibt im wesentlichen drei Eingänge, die die drei Bauten erschließen. Außerdem sind alle Baukörper unterirdisch miteinander verbunden. Die Baukörper sind so zueinander gestellt, dass die einzelnen Bereiche (Bornplatz und Garten) bei internen Veranstaltungen mühelos abgegrenzt werden können. 

Visualisierungen: PlayTime, Modell: JSWD

Siehe auch

Haus der Europäischen Geschichte

Bühnen Köln

CUBE Factory 577

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