Neubau der Hauptverwaltung von Thyssenkrupp in Essen
Bauherr: Thyssenkrupp AG, Essen
1. Preis Internationaler Realisierungswettbewerb 2006
in Zusammenarbeit mit Chaix & Morel et Associés, Paris
Fertigstellung 2014
Zertifizierung Q1: DGNB Gold
Fotos: Christian Richters, Günter Wett, Michael Wolff, Thyssenkrupp, Luftbild: Hans Blossey
Mit der Rückkehr nach Essen bekennt sich der Bauherr klar zu der Region, in der der Technologiekonzern seine Wurzeln hat, und schreibt die Firmengeschichte auf dem Grund der ehemaligen Gussstahlfabrik Fried. Krupp von 1811 fort. Das neue Quartier folgt typologisch der Idee der Campusarchitektur, einem Ensemble verschiedener Einzelgebäude auf einem „grünen Teppich“ mit Bäumen, verbindenden Wegen und kleinen Plätzen. Im Fokus der Erwartungen stand eine Struktur, die flexibel auf Veränderungsprozesse innerhalb des Konzerns reagieren kann. Im Schwerpunkt der ordnenden, zentralen Wasserachse ist das Gebäude Q1 als markanter Hochpunkt platziert. Der neue Campus steht für Offenheit, Begegnung und Kommunikation – innerhalb des Quartiers und nach außen in die angrenzenden Stadtteile.
Die Gestaltung aller Gebäudefassaden folgt dem Prinzip „Schale – Kern“, das zwei unterschiedliche Fassadentypen vorsieht: Während der Typus „Schale“ den Fassadenabschluss der Gebäudevolumen nach außen bildet, sind die Fassaden des Typus „Kern“ den Höfen und Atrien zugewandt. Diese gestalterischen Leitmotive haben das Ziel, über die gemeinsame Formensprache der Gebäudevolumen hinaus die Kohäsion zwischen den Häusern und somit die architektonische Homogenität des Campus zu stärken.
Die aus der Ferne wie Metallfedern wirkenden, geschosshohen Sonnenschutzelemente des Q1 setzen sich aus rund 3.000 gefrästen, vertikalen Doppelachsen und den daran befestigten ca. 400.000 Horizontal-Lamellen zusammen. Die dreh- und verschränkbaren Elemente stellen ein optimiertes System dar, das die Vorteile horizontaler Lamellen (Lichtumlenkung) mit denen von vertikalen Drehlamellen (freie Aussicht) verbindet. Durch die Differenzierung in trapezoide, dreieckförmige und rechteckige Einzelelemente entsteht eine Fassadenstruktur, auf der das im Tagesverlauf wechselnde Farbspiel des reflektierten Sonnenlichts eine nahezu künstlerisch wirkende Inszenierung der Architektur bewirkt.
Das Gebäude Q1 wurde u. a. ausgezeichnet beim „Preis des Deutschen Stahlbaues 2012“, beim „Prime Property Award 2012“ sowie beim „Iconic Award 2013“.